Rially AdventuresAdventures of RIALLY

Vom Roadtrip durch Bosnien und Montenegro bis zur Worldchampionship im Olivenpflücken in Postira

Ein bunter Sommer geht zu Ende, in dem wir neue Städte, Inseln und Landschaft bereisten, tolle Menschen kennen lernten sowie Freunde und Familie zu Besuch hatten.

Vom Roadtrip durch Bosnien und Montenegro bis zur Worldchampionship im Olivenpflücken in Postira

Ahoi liebe Leute

Wie die Zeit vergeht 🙈. Kaum hat man sich an die sommerlichen Temperaturen gewöhnt, zieht sich die Sonne auch schon wieder in den Süden zurück und es wird nötig, das Winterlager zu beziehen. Seit dem letzten Eintrag ist es doch nun schon ein Weilchen her, deshalb hier noch ein Rückblick auf unseren Sommer zur See und zu Land.


Nach etwa zehn Tagen Buchtleben verabschiedeten wir uns von der Uvala Luka und fuhren entlang der Nordküste von Brač nach Postira, einem kleinen Fischerdörfchen im Norden von Brač. In Postira angekommen freuten wir uns auf ein vielfältigeres kulinarisches Angebot, da wir die Speisekarte des einzigen guten Restaurants in der Bucht Uvala Luka mittlerweile in- und auswendig kannten. So geschah es, dass wir an unserem ersten Abend in Postira bei einer leckeren Pizza und gutem tschechischen Bier ein älteres englisches Paar (Susan und Phil) kennen lernten, da sich insbesondere Phil für Ria und Ally begeisterte. Nach dem Essen schlugen uns Phil und Susan vor, wir sollten doch noch zu ihnen ins Hotel kommen für einen Absacker, da es ihr letzter Abend in Postira sei. Wir dachten uns aufgrund ihres gehobeneren Alters (ü65) nichts Schlimmes, doch wir hatten die Rechnung ohne die trinkfesten Engländer gemacht! Ay caramba🥴! Stunden später fielen wir ziemlich angesäuselt ins Bett, nur um wenig später von der drückenden Hitze im Boot geweckt zu werden. Nachdem wir mit Müh und Not einen fettigen Gipfel und einen Kaffee vertilgt hatten, trafen wir die beiden Ungestümen noch kurz. Phil meinte, dass sei ein lustiger Abend gewesen und "maybe I'l have a beer..." Jedes Mal dasselbe mit diesen Engländern 😁.

Während unserer Reise durch Dalmatien zeigte sich, dass Wäsche waschen zu einer Herausforderung werden kann, wenn man nicht nur einige Kleidungsstücke, sondern auch mal die ganze Bettwäsche etc. waschen möchte. Entweder gab es gar keine Waschmöglichkeiten in den Marinas oder man zahlte pro Wäsche zwischen 10 und 40 Euro! Also, was machen wir? Mieten wir doch ein Apartment, um Wäsche waschen zu können 😀. Je nach Wäscheberg bekommt man zur Waschmaschine noch eine (beinahe) kostenlose Unterkunft dazu 😉 Da Postira infolge Hochsaison ziemlich ausgebucht war, landeten wir im Nachbarstädtchen Supetar, Hauptort von Brač. So verbrachten wir vier Tage in Supetar, in denen uns mein Bruder mit seiner Freundin aus den USA besuchte, bevor wir Ende Juli mit dem Auto nach Bosnien und Montenegro aufbrachen.

Einer unserer Freunde, Sascha, verbrachte zwei Monate in Sarajevo, weshalb wir ihn besuchen wollten und um einen Eindruck von dieser multikulturellen Stadt zu bekommen, deren Namen ich vor allem mit der Winterolympiade und dem Jugoslawienkrieg verband.


Unsere Reise war zunächst nach etwa zehn Minuten Fahrt abrupt beendet, da wir in Supetar knapp vier Stunden warten mussten, um einen Platz auf der Fähre nach Split zu erhalten. Es schien, dass alle die Insel verlassen wollten, weshalb wir drei Fähren abwarten mussten, bis uns der Bauch der Fähre verschluckte. Sobald wir das Festland erreichten, führte uns die Strasse über eine bergige Landschaft, die an die Winnetou-Filme erinnerte. Je tiefer wir ins Landesinnere von Bosnien vordrangen, desto häufiger sahen wir Häuser, deren Wände immer noch Einschusslöcher aufwiesen. Da uns das Navi über eine Strasse führte, auf der man mit guten Gewissen nicht schneller als 40 km/h fahren konnte, erreichten wir Sarajevo erst bei Dunkelheit.


Mit Mordshunger stürzten wir uns mit Sascha ins Getümmel von Sarajevo und landeten im muslimisch geprägten Teil der Altstadt, der mit vielen kleinen Läden, Cafés und Imbissläden an einen Bazar aus 1001 Nacht erinnert. Nachdem wir uns den Bauch mit Ćevapčići vollgeschlagen hatten, landeten wir glücklich im Bett, um am nächsten Tag fit für die Wanderung auf den Hausberg von Sarajevo, Trebević, zu sein. Da sich Sarajevo in einer Talsohle befindet, mussten wir gleich zu Beginn einige Höhenmeter überwinden, bevor es hügeliger wurde und wir die Überreste der Ruinen aus der Zeit der Belagerung Sarajevos erreichten. Weiter gings Richtung Bobbahn durch den Wald, bis wir auf der Bobbahn bis an den Start gelangten. Natürlich gingen wir unterwegs noch eifrig "geocachen", weshalb wir auch in unwegsameres Gelände vordrangen und auf "Achtung Mine" Bänder stiessen. Schon ein mulmiges Gefühl, so etwas zu sehen, obwohl in diesem Gebiet mittlerweile alles geräumt sein sollte. Nach knapp 10 km erreichten wir unser Tagesziel und genossen die wunderschöne Aussicht bei einem kühlen Blonden.

Die Zeit in Sarajevo verging wie im Flug. Sarajevo ist eine wundervolle und gegensätzliche Stadt. Schöne historische Gebäude wechseln sich mit dreckigen und zugemüllten Gassen ab. Sarajevo ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, Religionen und Weltanschauungen, einerseits eine Bühne für allerhand Kunsthandwerk, andererseits eine für streng religiöse Vorstellungen.

Voll der neuen Eindrücke fuhren wir weiter Richtung Montenegro, um auch hier Freunde zu treffen. Auch diese Fahrt war eindrücklich, insbesondere der Grenzübergang zwischen Bosnien und Montenegro war nicht alltäglich. Es ging über eine lottrige Brücke, auf der nur ein Fahrzeug Platz hatte. Auf der anderen Seite angekommen, wartete schon eine endlose Schlange von Fahrzeugen, um in die Gegenrichtung fahren zu dürfen.


Die Landschaft, durch die wir fuhren, war bezaubernd und erinnerte mit seinen Weiden und Gebäuden an das Europa Ende des 19. Jahrhunderts. Die Zeit schien hier still zu stehen. Unser Ziel war ein Ort in den Bergen, der sich Žabljak nennt. Žabljak befindet sich im Zentrum des Durmitor-Nationalparks und ist bei Touristen sowohl im Winter als auch im Sommer beliebt. Im Sommer bietet das Gebirge eine willkommene Abkühlung zur sonstigen Hitze. So freuten wir uns auf kühlere Temperaturen und Wandern mit unseren montenegrinischen Freunden. Die ersehnte Abkühlung verwandelte sich aber bei unserer Ankunft in eine bittere Kälte und wir übten schon mal das Zwiebelprinzip mit den mitgebrachten Kleidern. Aufgrund des garstigen Wetters liessen wir das Wandern sein und unternahmen stattdessen eine Rundfahrt um das Bergmassiv Durmitor (auf über 2'000 m. ü. M.). So führt eine rund 70 km lange Betonstrasse rund um das Gebirge. Wir fuhren mit einigen Zwischenstopps einmal rund um das Bergmassiv und genossen die wunderschöne Landschaft. Natürlich trafen wir auf der Passhöhe auf einen jungen Schweizer, der mit seinem Fahrrad samt Gepäck eine Tour durch den Balkan unternahm💪🇨🇭. Er war natürlich der einzige Fahrradfahrer, alle anderen Touristen waren mit dem Auto/Camper/Car/Motorrad unterwegs 😁.


Von der Bergrundfahrt hungrig geworden, suchten wir ein Restaurant für das Abendessen, in dem auch Hunde erlaubt waren. Ganz anders als in Kroatien, wo Hunde fast überall dabei sein dürfen, ist es in Montenegro noch unüblich, dass mit Hunden gereist wird, die entsprechend auch bei den sozialen Aktivitäten dabei sind. Wir fanden dann aber doch noch ein Restaurant in einem gehobeneren Hotel, das uns Zutritt gewährte. Nachdem wir das Essen bestellt hatten, fingen die IT-ler unter uns zu tuscheln, da sie in einiger Entfernung zu uns den Ethereum-Mitgründer (Kryptowährung) Vitalik Buterin erspähten. Mir sagte der Name bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts. Mir wurde dann erklärt, dass es sich hierbei um einen ziemlich reichen Zeitgenossen handle und wir lediglich Vermutungen aufstellten, weshalb sich eine derart vermögende Person in ein so kleines Bergstädtchen wie Žabljak verirrte. Wir kamen überein, dass es die frische Bergluft von Durmitor sein müsse, da Žabljak nun nicht das pittoreske Bergdörfchen, das ihr euch allenfalls vorstellt, ist.


Nach der Kälte Durmitors begleiteten wir unsere Freunde in die Hauptstadt von Montenegro, um die ersehnte Wärme bzw. Hitze zu geniessen. In der Nähe von Podgorica befindet sich der Skuratisee (Skadarsko Jezero), deren eine Hälfte zu Montenegro gehört, die andere zu Albanien. Die Grenze ist mit Bojen gekennzeichnet. Als wir einen Ausflug mit einem Touriboot unternahmen, teilte uns der Skipper mit, dass wir diese Grenze auf keinen Fall überfahren dürften. Es sei den Booten nicht erlaubt, sich auf dem ganzen Seegebiet zu bewegen. Andere Länder, andere Sitten bei den Grenzen. Da lob ich mir doch das Schengengebiet. Wo kämen wir da hin, wenn man beim Bodensee jeweils aufpassen müsste, wo nun die einzelnen Grenzen verlaufen! Abgesehen von dieser strengen Grenzsetzung ist der See ein wunderschönes Fleckchen, mit einem Fort (logisch), Seerosen und Ferienhäuschen, von denen man direkt in den See springen und sich erfrischen kann. An eben einem solchen Häuschen fuhren wir vorbei, als der Wind den davor stehenden Sonnenschirm erfasste und in den See wehte. Wir versuchten die Anwohner mit Rufen auf den drohenden Verlusts des Schattenspenders aufmerksam zu machen, als aus dem Dunklen des Häuschens ein Mann mit Handtuch tänzelte, dahinter eine nackte Frau folgte, der Mann sich des Tuchs entledigte und als er unseren Hinweis bemerkte, beherzt ins Wasser sprang, um den Schirm zu erhaschen. Wir dachten uns beim Vorbeifahren🫣, haben wir mit unseren Rufen nun einen vorzeitigen Coitus interruptus verursacht?!? Manchmal soll man besser schweigen und Fahrende ziehen lassen...


Montenegro ist wirklich schön, besucht es bei Gelegenheit, es gibt neben den erwähnten Orten noch weitere wunderschöne Flecke auf dem Gebiet des Schwarzen Berges zu entdecken.

Nach Podgorica führte uns unser Roadtrip wieder zurück nach Bosnien und zwar in die Touristadt Mostar. Mostar ist vor allem berühmt für seine Brücke (most = Brücke). Also legten wir einen Stopp ein, um uns diese namensgebende Brücke anzuschauen. Ein Besuch der Brücke samt Altstadt und der Restaurants ist allemal empfehlenswert. Man muss lediglich damit leben, dass in der Hochsaison überall selfie-machende Touristen den Weg versperren.

Nach diesen Tourimassen freuten wir uns wieder auf Brač, da es auf vor allem im Norden der Insel trotz Hochsaison noch gemächlicher zu- und hergeht. Zurück auf Brač wurden wir von Temperaturen von beinahe 40 °C erdrückt. Eine Hitzewelle hatte die Adria erfasst. Diese führte zu zahlreichen Bränden, der Ausbreitung wir von Brač aus auf dem gegenüberliegenden Festland in der Nacht beobachten konnten. Eine faszinierende und zugleich beängstigende Szenerie, als sich die Feuerherde in der Dunkelheit ihren Weg immer näher zu den Lichtern der bewohnten Gegenden bahnten. Glücklicherweise blieben die Häuser verschont und wir konnten den Einsatz der Löschflugzeuge bestaunen, die ihre endlos scheinenden Schlaufen über dem Meer und dem Festland zogen.


Da wir das Mietauto noch zur Verfügung hatten, nutzten wir die Möglichkeit, um die Insel von Land aus zu erkunden und besuchten unter anderem das im Süden gelegene Bol, das für sein "goldenes Horn" berühmt ist. Wie der Name schon vermuten lässt, soll es sich beim goldenen Horn um einen Sandstrand handeln, der wie ein Horn ins Meer ragt. Je nach Strömung ist das Horn mal grösser, mal kleiner. Dieser Ort zieht Jahr für Jahr grosse Menschenmassen an, also wollten wir uns das auch mal anschauen. Naja, als wir ankamen, war weit und breit kein Sand zu sehen. Es handelt sich beim Horn eher um einen Kieselsteinstrand (wie so oft in Kroatien, Sandstrände sind sehr selten) und die Menschen brutzeln in der Sonne vor sich hin. Ihr merkt, das Horn hat uns nicht gerade verzaubert. Es blieb uns ein Rätsel, weshalb so viele Menschen jedes Jahr dahin strömen. Aber der Ort Bol ist wunderschön und wirkt sehr gepflegt. Mit einem grösseren Portemonnaie kann man es sich hier sehr gut gehen lassen.


Natürlich suchten wir auch in Bol nach Geocaches und entdeckten dabei ein Haus im Haus. Die Geschichte dieser Häuser soll sich folgendermassen zugetragen haben. Eine Familie bewohnte ein Haus. Zwei reiche Brüder wollten dieser Familie das Grundstück abkaufen, um darauf ihr Haus zu errichten. Da sich die Familie weigerte, zu veräussern, und die Brüder das Grundstück unbedingt haben wollten, fingen sie an, ihr Haus um das bestehende Haus zu bauen. Die Brüder konnten jedoch lediglich die äusseren Mauern errichten, da sie während des Baus verstarben. Karma, baby!


Die Hitze staute sich derweil weiter über Brač, weshalb wir entschieden, erneut mit dem Boot in die Bucht Uvala Luka zu fahren, um das kühlere Wasser dort zu geniessen. Auf halber Strecke verhungerte unser Boot jedoch mangels Wind, weshalb wir einen Teil der Strecke "motoren" mussten. Dabei erzeugte der Motor für uns unbekannte Geräusche und der Geruch im Motorenraum schien ein anderer zu sein als normalerweise. Was ist denn nun schon wieder los mit unserer alten Perkingsmaschine, dachten wir uns, schoben den Gedanken aber auf später, da die Maschine funktionierte. In der Bucht angekommen, genossen wir die Tage und liessen die Seele baumeln. Wir verweilten länger als geplant in der Bucht, um heftige Gewitter in der sicheren Bucht abzuwettern. Ende August wollten wir uns Richtung Postira aufmachen, da uns Freunde aus der Schweiz besuchen kamen. Als wir versuchten, den Motor zu starten, geschah einfach nichts. Die gute alte Starterbatterie liess uns im Stich 🤬 und wir mussten eine neue auftreiben. Was in der abgelegenen Bucht nicht ganz einfach war, so ohne Auto. Zum Glück erbarmte sich der Marinero unser und sein Vater organisierte eine neue Starterbatterie, so dass wir doch noch aufbrechen konnten. Leider hörte sich der Motor weiterhin komisch an, da aber alles zu funktionieren schien, machten wir uns dennoch auf den Weg nach Postira.

In Postira erhielten wir unser Mietauto für die kommenden Tage und bezogen das Ferienhaus "Bračuta" mit Pool und Aussicht auf den Olivenhain. Zwei Tage später holten wir unsere Freunde Doris und Tom am Fährhafen in Supetar ab und freuten uns sehr über das Wiedersehen. Das musste natürlich gebührend gefeiert werden, was uns beim gebuchten Ferienhaus mit Pool, Grill und grossem Umschwung nicht schwer viel. Natürlich besichtigten wir auch noch ein wenig die Insel, da das Wetter zu dieser Zeit jedoch wieder mehr Regen brachte und es ein wenig abkühlte, erlebten wir zwei eine Premiere. Genau während den Regentagen fand das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in der Schweiz statt. Es kann ja nicht schaden, mal reinzuschauen 😏. Es blieb nicht nur beim "Reinschauen". Wir fieberten das ganze Wochenende am TV mit, hatten unsere Favoriten (go for it Sinisha!) und fachsimpelten über die Attraktivität der einzelnen "Gstellte".


Das Wetter klarte Anfang September zum Glück wieder auf und wir feierten meinen Geburtstag in Trogir, einer Stadt auf dem Festland neben Split. Der Tag begann mit einem schönen Ausflug zur Burg Klis, oberhalb von Split. Die Burg Klis ist international vor allem wegen Dreharbeiten für die Serie "Game of Thrones" bekannt, dementsprechend dachten wir, dass hier viele Filmszenen gedreht wurden. Es schien jedoch, dass die Burg nur in zwei oder drei Szenen von Game of Thrones vorkommt (da ich die Serie nur teilweise gesehen habe, konnte ich da nicht mitreden). Uns begeisterte neben der wunderschönen Aussicht über die Bucht von Split und Trogir die Möglichkeit, sich im Pfeil- und Bogenschiessen zu versuchen 🎯. Anschliessend liessen wir uns kulinarisch in einem Olivenmuseum verwöhnen, bevor wir uns in die Menschenmassen von Trogir stürzten, um das warme Wetter und die ausgelassene Stimmung zu geniessen. Am nächsten Tag hiess es schon, Abschiednehmen 😢 von Doris und Tom und wir fuhren wieder zurück nach Brač, um uns um Rially zu kümmern.

Auf Brač angekommen machten wir uns daran, einen Bootsmotorenmechaniker ausfindig zu machen, um endlich den Motor zu reparieren. Mittlerweile konnten wir mit Hilfe eines deutschen Motorenspezialisten (kennen ihn von einem Onlinemotorenseminar) herausfinden, dass vermutlich eine der Einspritzdüsen nicht mehr dicht war. Da uns das richtige Werkzeug fehlte und wir so was noch nie selber gemacht hatten, wollten wir einen Profi ranlassen. Wieder mal einfacher gesagt als getan.


Dank unseres längeren Aufenthaltes auf Brač, insbesondere Postira, kannten wir inzwischen einige Einheimische, darunter den Hafenmeister sowie einen Fischer, dessen Familie das Ferienhaus Bračuta gehört. Trotz der Bekanntschaften konnten wir lediglich einen auf Motorradmotoren spezialisierten Nordiren ausfindig machen. Dieser zeigte sich hilfsbereit, da sein Fachgebiet nun einmal Motorräder waren, traute er sich das Aufschrauben der Einspritzdüse nicht zu und verwies uns an eine Werft in der Nähe von Split. Er wolle nicht, dass beim Aufschrauben etwas schief gehe und wir dann hier feststecken würden. Die kurze Strecke nach Split sollte mit der leckenden Einspritzdüse noch machbar sein, ohne den Motor zu beschädigen. Nach diesen Worten schauten wir uns an und dachten, vermutlich sind wir jetzt schon zu viele Seemeilen mit der problematischen Einspritzdüse gefahren... Nun denn, es zeigte sich, dass die Werften in Split mangels Platz oder verfügbaren Mechanikern keine Option waren, weshalb die Suche auf Brač von vorne los ging. Als endlich ein Bootsmechaniker gefunden war, musste uns dieser vertrösten, da er sich eine Rippe gebrochen hatte und nicht einsatzfähig war 🙄. Zum Glück konnte er uns einen Kontakt vermitteln und welch Wunder, dieser Mechaniker hatte nicht nur Zeit, sich unseren Motor anzuschauen, sondern hatte als ausgebildeter Bootsmotorenmechaniker im Nu das Problem behoben. Zudem führte er einen Motorencheck durch und bescheinigte unserem Perkinsmotor noch eine lange Lebensdauer 🤞. Nach diesen guten Nachrichten entschieden wir, einen Abstecher auf die Nachbarinsel von Brač zu unternehmen und segelten Richtung Šolta los.


Die Insel Šolta gefiel uns zwar sehr mit ihren schönen Buchten, sie war zu dieser Zeit (zweite Hälfte September) aber noch rege besucht und wir waren ob der Flut an Charterbooten doch überrascht. Wir gönnten uns für zwei Tage einen Bojenplatz bei einem teureren Restaurant mit wunderbarer Aussicht und köstlichem Essen, um uns für die kommende Olivenernte zu stärken. Es ist nämlich so, dass uns unser Lieblingsmarinero in Postira im Sommer erzählte, er werde im Herbst vermutlich wieder Oliven ernten helfen. Es sei wegen des hügeligen Geländes auf Brač Tradition, die Oliven von Hand zu ernten. Die Eigentümer müssten oft auch zusätzliche Leute beschäftigen, um die Oliven rechtzeitig pflücken zu können. Die Erntehelfer würden je nachdem Geld oder Olivenöl erhalten. Das Olivenpflücken sei sogar so populär, dass Postira jährlich eine Weltmeisterschaft (!) im Olivenpflücken ausrichte 😮. Eine Weltmeisterschaft im Olivenpflücken? Das müssen wir sehen. Und ja, Oliven ernten und dafür Olivenöl erhalten? Let's do it.



Und so kam es, dass wir Ende September, Anfang Oktober im Ferienhaus Bračuta wohnten und dort mit der Eigentümerfamilie rund um das Haus Oliven pflückten. Unsere Gastgeber schienen zunächst skeptisch gegenüber unserer Idee des Olivenpflückens. Sie fragten uns nämlich zu Beginn, ob wir das lediglich mal ausprobieren und wie lange wir das machen wollten. Ob eine oder zwei Stunden. Als wir sagten, dass wir ihnen grundsätzlich bei der ganzen Ernte helfen wollten, sahen wir das Erstaunen in ihren Augen.


So begann die alljährliche Olivenernte auf Brač und inmitten der Olivenbäume reckten wir unsere Hände den Oliven entgegen, um sie auf den Boden zu befördern, wo sie in einem Tuch aufgefangen und anschliessend in grossen Bottichen gesammelt wurden. Tagein tagaus sammelten wir am Vormittag Oliven, assen Marenda (frühes Mittagessen auf Brač) und pflückten etwa bis vier Uhr nachmittags weiter. So vergingen zwei meditative Wochen, in denen wir mit Unterbrüchen (aufgrund von Regenschauern) die Bäume von ihren Oliven befreiten und zum Schluss unseren Lohn in Olivenöl erhielten. Nebst dem Pflücken von Oliven durften wir mit der Familie Feste feiern, Lamm am Spiess sowie weitere Leckereien geniessen 😋


Natürlich stand noch ein Besuch der Worldchampionship im Olivenpflücken auf dem Plan! Diese Weltmeisterschaft findet jährlich auf dem Gelände einer katholischen Kirche statt und die Teilnehmer aus 14 Nationen müssen innert 45 Minuten so viele Oliven wie möglich ernten. Die Teams setzen sich jeweils aus zwei Frauen und zwei Männern zusammen. Der Anlass hat vor allem einen touristischen Hintergrund und soll den Teilnehmern die kroatischen Gebräuche und Lebensweise während ihres Aufenthaltes auf Brač vermitteln. Team Kroatien ist selbstverständlich jedes Jahr dabei und die kroatischen Teilnehmer sind jeweils mehr oder weniger prominente Personen. Da dieses Jahr der ehemalige Basketballspieler "Dino" (Dino Rada) teilnahm, versprachen sich die Kroaten aufgrund seiner Grösse (2,11 m) einen Vorteil beim Pflücken. Die Kroaten hatten ihre Rechnung jedoch ohne die flinken Franzosen gemacht. Diese sprinteten in den 45 Minuten hin und her und konnten sich mit 64 kg Oliven an die Spitze der Teilnehmer setzen. Den Kroaten blieb trotz Heim- und Grössenvorteil nur der 3. Platz. Von wegen "Le coq e mort". Falls ihr nun Blut geleckt habt und euch mit den weltbesten Olivenpflückern 😉 messen wollt, man kann sich jeweils im Frühsommer anmelden und sein eigenes Land im Kampf der Titanen um die goldene Olive würdig vertreten.

Unser Sommer und Frühherbst an der kroatischen Adriaküste und im Hinterland von Bosnien und Montenegro verging wie im Flug. Trotz mittlerweile höherer Preise in Kroatien fanden wir wunderschöne und erschwingliche Orte und konnten die Seele baumeln lassen. Die Küstenregion in Dalmatien ist zauberhaft und die Menschen dort stets gastfreundlich und hilfsbereit. Nun ging es an die Planung unserer Weiterfahrt und die Suche eines Winterlagers. Mehr dazu gibts in einem neuen Beitrag 👋